8. Mai 1945: Internationale und interdisziplinaere Perspektiven
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[Text is in German] Was gemeint ist, wenn vom 8. Mai gesprochen wird, ist angesichts der Heterogenitaet der Daten und Ereignisse sowie ihrer Bezeichnungen und Deutungen keineswegs evident. Paradoxerweise kommt der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht kein eindeutiges Datum zu und die Orte der Unterzeichnung der Kapitulationserklaerung - am 7. Mai in Reims und aus protokollarischen Gruenden am 8./9. Mai 1945 in Berlin-Karlshorst wiederholt - spielen im oeffentlichen Diskurs nahezu keine Rolle. Eine europaeische Verstaendigung ueber Datum, Ort und Bedeutung des 8. Mai ist bis heute nicht erfolgt, selbst unter Ausklammerung Deutschlands. Das Kriegsende und die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft waren geschichtliche Prozesse, die an unterschiedlichen geografischen Orten zu unterschiedlichen Zeitpunkten und in unterschiedlichen Zeitraeumen stattfanden. Anlaesslich des 70. Jahrestages 2015 befasste sich ein Workshop am Deutschen Historischen Institut Warschau mit verschiedenen Diskursen um diese Ereignisse. Die einzelnen Beitraege widmeten sich aus unterschiedlichen disziplinaeren Perspektiven einerseits den historisch-zeitgenoessischen Wahrnehmungen und Praktiken, andererseits den nachtraeglichen und fortdauernden Bedeutungszuschreibungen. Dabei ging es auch um die Frage, welche Aspekte des 8. Mai und seiner Auswirkungen bis in die heutige Zeit bei den verschiedenen Zugaengen und Sinngebungen ausgeblendet werden. Die vorliegende Publikation zeigt Polyvalenzen, Widersprueche und Konflikte der Erinnerung an den 8. Mai auf, die sich aus einer internationalen, interdisziplinaeren und diachronen Perspektive ergeben. Prozesse der Auswahl und Konstruktion sowie die Frage danach, wann und warum sie erfolgreich werden, stehen im Fokus der Aufsaetze. Sie lassen sich drei Schwerpunkten zuordnen: diskursiven Auseinandersetzungen, medialen Repraesentationen und ritualisierten, individuellen oder politischen Handlungsweisen. Geografisch werden Russland, Deutschland, Kroatien, Grossbritannien, Polen, Italien, Frankreich und Israel einbezogen, analysiert werden Literatur, Fotografie, Ausstellungen, Denkmale, Architektur und Bildende Kunst, Diskurse auf nationaler und lokaler Ebene sowie Feierlichkeiten und Gedenkveranstaltungen.